• Kraftsdorfer
    Historie
    Qualität seit 1893

Im Jahre 1893 gründete Werner Kaiser, Sohn einer alteingesessenen Geraer Fleischerfamilie, die Wurstfabrik auf dem Postberg von Kraftsdorf. Zunächst wurde Dauerwurst nur in den Wintermonaten hergestellt. Später jedoch konnte durch den Bau eines Eishauses sowie dem Einbau einer Kühlmaschine das ganze Jahr hindurch Dauerwurst produziert werden.

Die Entwicklung des Unternehmens war so gut, daß im Jahr 1897 eine Vergrößerung des Betriebes vorgenommen werden musste.

Ein Fortschritt für die damalige Zeit, war die Anschaffung einer Lokomobile, die einen großen Beitrag zur Verbesserung der Produktionsbedingungen leistete und eine wesentliche Arbeitserleichterung darstellte. Das Fleisch und Fett zur Herstellung der Roh- und Dauerwurst wurde im Betrieb durch eigene Schlachtungen gewonnen. Durch sehr geschickte Handwerker wurde die Grundlage für die in der weiteren Verarbeitung erreichbare Qualität der Fertigerzeugnisse gelegt.

Das Unternehmen wuchs und überstand einen im Jahre 1911 ausgebrochenen Brand ohne größere Verluste zu machen. Ein größerer Neubau war trotzdem unabwendbar und wurde für rund 50 000 RM ausgeführt. Im August 1912 setzte sich Herr Ernst Werner Kaiser zur Ruhe, die Firma wurde an den Rohwurstfachmann Herrn Fleischermeister Hermann Klug verkauft.

Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges trat ein Stillstand ein, bis die Firma 1915 schließlich zum Erliegen kam. Um einen neuen Anfang zu machen, wurde Brühwurst aus Ziegen- und Kaninchenfleisch hergestellt. Nach Eintritt einigermaßen normaler Verhältnisse konnte mit der Herstellung der alten bekannten Kaiserschen-Dauerwurst begonnen werden. Durch gesunde Geschäftsführung und stabile Qualitätsproduktion dehnte sich der gute Ruf der "Wurstfabrik Kaiser, Kraftsdorf" weiter aus. Hergestellt wurden Salami und Zervelatwurst in Rinderdarm, Schweinedarm und Kalbsblasen.

Am 1. November 1922 wurde der Sohn von Herrn Hermann Klug, Herr Walter Klug als Mitinhaber in die Firma aufgenommen. Die bisherige Herstellung von Zervelatwurst und Salami in Rindsdarm, Schweinedarm und Kalbsblasen, wurde um Teewurst, Salami nach Mailänder und Ungarischer Art, Kümmel- und Knoblauchwurst, sowie andere Rohwurstsorten erweitert. Neu eingestellte Fachkräfte brachten die Herstellung von Mayonnaise und verschiedener Salate auf beachtliche Höhe. Größter Wert wurde auf gute Qualitätsarbeit und vorbildlichen Kundenservice gelegt.

Im Jahr 1927 erhielt die Firma nach der Beteiligung an der Dauerwarenprüfung "Rund um Afrika" drei Silber- und Bronzemedaillen und den Siegerehrenpreis für die beste Thüringer Salami.

Nach nochmaliger Vergrößerung bildete der im Herbst 1929 vollendete Gebäudekomplex ein stattliches neuzeitliches Unternehmen.

Seit dem 1. Februar 1934 sind Herr Walter Klug und Frau Maria Brettschneider geb. Klug, Inhaber der Firma. Der Seniorchef starb im Alter von 64 Jahren. Sein erfolgreiches arbeitsreiches Leben wird dem gesamten Unternehmen immer ein Vorbild bleiben. Durch die Errichtung eines neuen Kühlhauses mit einer Gesamtfläche von 196,5 qm und eines Vorkühlraumes, sowie der Anschaffung neuer maschineller Einrichtungen wurde die Produktion den Erfordernissen angepasst. Auch auf sozialpolitischem Gebiet stand die Firma Werner Kaiser nicht zurück.

Mit einem Kostenaufwand von 25000 RM wurden im Jahre 1937 neue Gefolgsräume gebaut, die mit modernen Waschgelegenheiten sowie anderen hygienischen Einrichtungen ausgestattet sind.

Am 3. Februar 1939 brannte das Maschinenhaus nieder, die Lokomobile konnte nur behelfsmäßig wiederhergestellt werden.

Im September 1940 wurde von der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf Magdeburg, eine neue Lokomobile geliefert. Ein eingebauter Dynamo gewährleistet die Selbstversorgung des Betriebes mit Kraft- und Lichtstrom. Mit dem Neubau des Maschinenhauses wurde auch ein Kohlenbunker mit einer automatischen Kohlenförderungsanlage errichtet.

1941 umfasste das Sortiment dann bis Kriegsende Bierwurst in Blasen, Streichmettwurst nach Braunschweiger Art (grob und fein), Jagdwurst, Zungenwurst, Fleischrotwurst, Kalbsleberwurst, grobe und einfache Leberwurst, Rotwurst, Innereiensülze und Fleischsalat.

1942 waren 1/3 der Gefolgschaft zum Kriegsdienst einberufen. Den einziehenden US-Kampftruppen war die Kaisersche Wurstfabrik zunächst ein willkommener Versorgungsstützpunkt. Infolge der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht brach auch die staatliche und politische Ordnung zusammen. Der Gefolgschaftsführer Walter Klug flüchtete mit seiner Familie, den größten Teil seines persönlichen Besitzes zurücklassend, um eine faire Chance für einen Neuanfang zu suchen.

Im Juli 1945 wurde auch die Kraftsdorfer Wurstfabrik per Befehl zum volkseigenen Betrieb (VEB) erklärt.

Bis 1948 erfolgten Schlachtungen im Betrieb und die Produktion von Fleisch- und Wurstwaren wurde in be-scheidenem Umfang wiederaufgenommen. Das Fleischerhandwerk verarbeitete gemäß "staatlicher Planung" zugeteilte Kontingente.

Bis 1958 produzierte die Kraftsdorfer Wurstfabrik Bockwurst, Schinken- und Kasslerartikel, Roh- und Dauerwurst. Der Absatz erfolgte vorwiegend in Gera, Jena, Leipzig, Zwickau und Aue. Ende der 50iger Jahre wurden der neue Spritzenraum und die Sozialräume ausgebaut. Kühl- und Kälteeinrichtungen, Kalt- und Heißrauchanlagen wurden permanent dem aktuellen Stand der Technik angepasst.

1962/63 kam die Kraftsdorfer Wurstfabrik mit dem Langenberger Verarbeitungsbetrieb in einen Leitungsbereich, der unter anderem Kochwurst, Rostbratwurst, Leberkäse und Römerbraten produzierte. Seine Spezialität war hausschlachtene Blut- und Leberwurst im Frischedienst direkt zum Einzelhandel.

In den Jahren 1974/75 wurde innerhalb des Kombinates die Produktion umgestellt.

Während im Langenberger Betrieb ausschließliche Thüringer Rostbratwurst und Fleischwaren hergestellt wurden, produzierte der Kraftsdorfer Betrieb speziell Roh- und Dauerwurst. Die Einrichtung einer modernen Technik und verschiedene Umbauten waren unumgänglich. Der Einbau einer fast vollautomatischen Roh- und Dauerwurstlinie von der Fa. Krämer und Gräbe, hatte sich bis zur Wende 1989 gut bewährt.

1991 übernahmen die Brüder Dirk und Bernd Müller die Kraftsdorfer Wurstfabrik. Der nahezu 100 Jahre alte ehemalige Kaisersche Roh- und Dauerwurstbetrieb ist seitdem zu einem modernen Verarbeitungsbetrieb ausgebaut worden.

Nach einer umfangreichen Sanierung des Gebäudes erhielt der Betrieb 1995 die EG-Zulassung. Dabei wurden die Reifeböden und die Räucherkammern nur kaum verändert, um die außergewöhnlich guten Reifebedingungen zu erhalten. Derzeit werden in Kraftsdorf rund 30 verschiedene Sorten Salami hergestellt. In den letzten 12 Jahren erhielt der Betrieb mehr als 50 Auszeichnungen und Ehrungen für seine Leistungen.